Ein bisschen was zu mir …
Keiner kann behaupten, ich hätte nichts Ordentliches gelernt. Mit 16 Jahren – also vor einer halben Ewigkeit, so um 1990 rum – habe ich, damals wie heute eher schmächtig, eine Ausbildung zum Elektroinstallateur begonnen. Schließlich komme ich aus dem Ruhrpott und da lernt man erst mal ein Handwerk, bevor man irgendwo anders das Maul aufreißen will, hömma!
Nachdem mir meine gehässigen Altgesellen unzählige Male Bohrstaub in die Augen gepustet haben, und ich den Trick verinnerlicht hatte, wie man nach einem ordentlichen Tee mit Rum um 7:30 Uhr morgens, noch halbwegs gerade über die Baustelle wandern konnte, zog es mich in die große weite Welt. Als Kundendienstmann für Kühlschränke bin ich bis hinter Paderborn und sogar nach Tönishäuschen gekommen. Und auch wenn ich dafür den Blaumann gegen einen feinen weißen Kittel tauschen durfte, wollte ich so nicht bis zur Rente weitermachen.
Ein Studium musste her! Und da mir keiner mehr was vormachen konnte, wofür der grüngelbe, der schwarze und der blaue Draht in der Steckdose gut waren, entschloss ich mich für ein Studium der Elektrotechnik. Kleine Zweifel kamen bereits in der ersten Mathematikvorlesung auf, in der ich jedes Wort des Professors mitschrieb, aber kein einziges davon verstand. Ein Umstand der sich die nächsten sechs Semester nicht wesentlich änderte.
Nebenbei gründete ich eine Familie. Frau, Kinder und alles, was dazu gehört. Um nicht komplett wahnsinnig zu werden, schrieb ich in dieser Zeit kleine Geschichten für das Kulturmagazin Willi hier in Hamm. Wenn ich mir die heute so angucke, denke ich nur, verdammt mutig, dass das jemand gedruckt hat.
Irgendwann (ironischerweise wieder in einer Mathethematik-Vorlesung) entschied ich, dass das Studium doch irgendwie nicht das richtige für mich sei. Eine Entscheidung, die ich heute noch jeden Tag abfeiere. Oft sage ich, wenn ich in Erinnerungen schwelge: „Das beste was ich getan habe, nachdem ich das Studium begonnen habe, war, es wieder sein zu lassen.“
Stattdessen lag irgendwo ein Kartenspiel rum, und ich beschloss Zauberkünstler zu werden. Und tatsächlich. Das klappte! Zumindest in Kombination mit einer weiteren Ausbildung. Diesmal zum Mediengestalter, was mir bei der Erstellung meiner ersten Internetseite große Dienste erwiesen hat. Ich war der erste Zauberer weit und breit, der einen echten Flashfilm auf der Seite hatte…
Irgendwann lief es mit der Zauberei so gut, dass ich genug Zeit für eine neue Beschäftigung hatte. Die Zeit tagsüber wollte ja auch irgendwie gefüllt werden. Schließlich sind die Kinder groß, und ich muss nicht mehr jeden Tag Taxidienste ableisten. Ich entschied mich fürs Schreiben. Ein Roman sollte es sein. Wenn schon denn schon! Und siehe da, keine sechs Jahre nach dem ersten geschriebenen Wort, lag er als fertig gedrucktes Buch vor mir. Wow.
Von mir aus, kann jetzt so weitergehen … Bis zur Rente, und vielleicht noch bisschen länger. Und für den Notfall habe ich ja immer noch ein Kartenspiel …
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